„Wie man es schaffen kann, eine Demonstration völlig aus dem Ruder laufen zu lassen“ – oder: „Wie man eine schlechte Suppe kocht, die allen noch lange den Magen verdirbt“

„Wie man es schaffen kann, eine Demonstration völlig aus dem Ruder laufen zu lassen“ – oder: „Wie man eine schlechte Suppe kocht, die allen noch lange den Magen verdirbt“
(so geschehen in Bregenz am 11.10.2014)

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Rezept:

Man nehme

  • Kurdische Demonstranten, die auf das verheerende Morden ihres Volkes aufmerksam machen wollen
  • Die Bregenzer Polizei
  • Die Vorarlberger Nachrichten und vol.at

 

Genehmigte Demo und Route, angekündigter Beginn 16 Uhr.
Der Polizeihubschrauber kreist bereits seit 14:30 Uhr und dieses ununterbrochen bis ca. 20 Uhr.
In der Innenstadt wimmelt es bereits ab 15 Uhr an Polizei.

Ab ca. 15 Uhr beginnen sich die ersten TeilnehmerInnen und Störer am angekündigten Ausgangspunkt –relativ entfernt der Innenstadt- einzufinden. Wer allerdings nicht vor Ort ist, ist die Polizei.
Es kommt zu Provokationen, Handgemenge, Messerstecherei.
Die Polizei muss erst gerufen werden, damit sie kommt!

Um die Suppe aufzuköcheln, lasse man die irritierte Menge unter einem Großaufgebot der Polizei einfach eine Stunde warten….
…bis man die wartenden TeilnehmerInnen dann darüber informiert, man müsse die Route umverlegen, da die Innenstadt „voller Islamisten sei“. Und schüre damit Unsicherheit und Ängste.

Dann setze man die Gruppe von ca. 300 TeilnehmerInnen in Bewegung und führe sie durch weitgehend unbewohnte Straßen, weit entfernt von der eigentlichen Route und dem geplanten Kundgebungsplatz schön gemächlich auf kürzestem Wege Richtung türkischer Moschee!

Dort baue man in eiliger Geschwindigkeit eine gute Anzahl von schwer uniformierten Polizisten auf, um sich dann über Knallkörper zu wundern.

Nach einer knappen Stunde wurde dann wieder der Ausgangspunkt erreicht, die Stimmung der TeilnehmerInnen nahm den Geruch einer „verkochten Suppe“ an, da ihr Anliegen keinerlei Wirkung erzielen konnte, da keine Menschen zuhören konnten, kaum jemand den Protest wahrnehmen konnte. Die Polizei ließ die Demonstranten für sich selbst demonstrieren und nahm ihnen das Recht auf ihre genehmigte Route und die Möglichkeit ihrer Verzweiflung über das systematische Ausrotten ihres Volkes Ausdruck zu geben.
Der Geschmack wurde bitter und sauer zugleich.

Um dem Ganzen also weitere Würze zu geben, baue man die Polizei in Reih und Glied in Menge auf und verhafte mit blitzesschnell herbeigeeilter Cobra (ob die hinter den Bäumen versteckt waren?) einen Kurden, der durch einen türkischen Aggressor zurück gerangelt hat.

Man stelle sich darüber hinaus als Gegner den Demonstranten gegenüber und mache aus einer Geste der Friedlichkeit –des Hinsetzens und dadurch symbolischen Geste des „Kleinmachens vor dem Gegner“ einen „Sitzstreik“, wie man es nun heute in den Vorarlberger Nachrichten lesen konnte.

Man mache aus rund zehn türkischen Jugendlichen, die die tschetschenische Flagge hisste (!), eine „Gegendemonstration“,IMG-20141012-WA0001

man lasse sich nach und nach und ohne Eingreifen eine Horde von rund 80 jungen türkischen Männern –weit entfernt von der Demo und hermetisch abgeriegelt von dieser- anwachsen und erkläre sie zu islamistischen Gruppen, anstatt sie entweder zu vertreiben oder zu verhaften und ihren sorgeberechtigten Eltern zuzuführen.

Zu guter Letzt lasse man durch übelst schlecht und an der Tatsächlichkeit vorbeirecherchierten Journalismus in den Vorarlberger Nachrichten einen sehr verbrannten Eindruck entstehen, es seien sich gegenseitig bekämpfende Gruppen im Ländle, „deren Konflikte mit Vorarlberg nichts zu tun haben“ (LH Wallner) und gegen die “mit aller Härte vorgegangen werden muss und deren Gruppen in den kommenden Wochen gut beobachtet werden“ (LR Schwärzler).
Und als Sahnehäubchen setze man in vol.at eins drauf und vermute Verbindungen eines 16-jährigen tschetschenischen Schülers -der eine gute Weile zuvor mit einer Softgun in der Schule aufkreuzte- zur kurdischen Demonstration.

Nun ist die Suppe fertig.

Sie wird niemandem wohl bekommen, im Gegenteil: Sie wird allen, ob den schwer in Not und Angst um die Ermordung ihres Volkes leidenden Kurden, den verschiedenen migrantischen BürgerInnen als auch den ausländerfeindlichen BürgerInnen und selbst bisher offenen MitbürgerInnen gehörige Magenschmerzen verursachen, die noch lange Verdauungsprobleme nach sich ziehen!

Diese völlig aus dem Ruder gelaufene Demonstration ist durch völliges Fehlverhalten der Polizei und der verfälschten Nachrichtenerstattung der Medien geschuldet und wird nun viel Mühe auf vielen Ebenen kosten, diese Wogen zu glätten, die niemals so hoch geschlagen wären, wäre eine weise und kluge polizeiliche Führung vorhanden gewesen!

Ich persönlich entschuldige mich bei allen Kurdinnen und Kurden und erkläre mich solidarisch und freundschaftlich für ihre überaus tragische Situation! Es tut mir leid, dass sie ihrem Kummer keinen Ausdruck geben konnten.

Ich hoffe, die politisch Verantwortlichen laden zumindest im Nachhinein all die jetzt Beschuldigten Gruppen an einen runden Tisch der Versöhnung!
Dieses wäre kluge Verantwortung für alle MitbürgerInnen in unserm Ländle!

 

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