Der Strohhalm der Menschlichkeit
Während wir Vorarlberger einen Sommer in Sicherheit und Frieden genießen können, erhalten Asylsuchende wie die Familie Aghajanyan den Bescheid, dass ihnen dieses Recht verwehrt bleibt und sie sich wieder auf ein Leben in Angst einstellen müssen (siehe VN 18.6.). Die zuständigen Personen im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl und im Landesverwaltungsgericht sind keine Monster, sondern normale Menschen wie wir. Ich frage mich, wie es ihnen geht, wenn sie ihr Mitgefühl im Rahmen ihrer Rollen und zynisch anmutenden Argumente ersticken müssen und Entscheidungen treffen, die unmenschlich sind und größtes Leid verursachen. Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt, trotzdem (oder deshalb?) wird die österreichische Asylgesetzgebung und –verwaltung immer unmenschlicher: Flüchtlinge sollen sich integrieren und gleichzeitig zählt gute Integration im Asylverfahren nicht mehr. Vorarlberger Politiker haben keine Möglichkeit mehr, mit Akten der Menschlichkeit auf die Rechtsprechung der Gerichte zu reagieren. Der Verein Vindex hat deswegen am Weltflüchtlingstag (20.6.) eine Petition an den Landtag gerichtet. Wir fordern, dass die Vergabe des Humanitären Bleiberechts wieder in die Befugnis des Landeshauptmanns kommt – wie es bis 31.12. 2013 der Fall war. Wir hoffen, dass sich Vorarlbergs Politiker dafür einsetzen, dass dieser Strohhalm der Menschlichkeit für Asylsuchende wie die Familie Aghajanyan wieder in Vorarlberg ergreifbar wird.
Peter Mennel
Obmann des Vereins Vindex – Schutz und Asyl e.V.
Sportplatzweg 9, Schwarzach