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Rede zur Deportation am 23. Februar 1944 in Tschetschenien

Zuerst einmal möchte ich mich bedanken für die Einladung, dass ich heute auf diesem erstmalig in Vorarlberg stattfindenden Gedenktag der Tschetscheninnen und Tschetschenen als Auftakt und zur Begrüßung sprechen darf.

Ich möchte mich auch bedanken, dass in einem -man darf fast sagen- gemeinsamen Kraftakt der hier lebenden Tschetscheninnen und Tschetschenen nun doch dieser Gedenktag zustande gekommen ist.

Denn zelebriert und gedacht wird jedes Jahr. Nur eben bisher in Brüssel vor dem Menschengerichtshof oder -so wie gestern- in den Niederlanden vor dem internationalen Strafgerichtshof.
Tschetschenen kämpfen seit jeher um Gerechtigkeit. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als dass die Wunden, die ihnen immer wieder zugefügt wurden und werden, anerkannt werden und dass die Täter (sei es durch die Geschehnisse der Deportation oder auch der Gräueltaten der Kriege der jüngeren Vergangenheit- einer Verurteilung zugeführt werden. Und wenn das schon nicht, dass ihnen zumindest eine Anerkennung widerfährt, der ihrem Schmerz und ihrer auch seelischen Verwundung gerecht wird.

Es ist also ein besonderer Tag, den wir hier heute gemeinsam in Bregenz begehen.
Denn er ermöglicht uns allen, etwas mehr über die Tragödie, die am 23. Februar 1944 in Tschetschenien und Ingushetien stattgefunden hat, zu erfahren und auch festzustellen, dass dieser Tag auch etwas mit uns und unserer Geschichte zu tun hat.
Dass Tschetscheninnen und Tschetschenen, denen wir hier begegnen, nicht erst als Flüchtlinge zu uns gekommen sind und wir sie daher kennen, sondern bereits im 2. Weltkrieg gemeinsame Verflechtungen begonnen haben, die uns miteinander verbinden.

Am 23. Februar 1944 begann die Deportation der gesamten tschetschenischen und inguschischen Bevölkerung nach Zentralasien, die Stalin am 31. Jänner 1944 angeordnet hatte. Die Aktion wurde generalstabsmäßig geplant.

Nach den Vorbereitungsmaßnahmen wurden 459 486 zu deportierende Personen erfasst und um 2.00 morgens sämtliche Dörfer und Städte, die von Tschetschenen und Inguschen bewohnt wurden, umzingelt. Um 5.00 morgens wurde den Männern der Deportationsbefehl auf Versammlungen mitgeteilt und diese zugleich entwaffnet. Wer einen Fluchtversuch unternahm, wurde sofort ohne Warnung erschossen. Im Ort Chajbach wurde die Bevölkerung in eine Scheune getrieben und bei lebendigem Leib verbrannt. Insgesamt wurden zwischen dem 23. und 29. Februar über 470.000 Tschetschenen und Inguschen in Viehwagonen in die zentralasiatische Steppe transportiert, mehr als 1300 Menschen starben auf dem Transport.

Zwischen 1944 und 1953 starben über 73.000 Tschetschenen und Inguschen durch Krankheiten und Hunger, die meisten davon noch in den ersten Monaten. Damit kam fast ein Fünftel der tschetschenischen und inguschischen Bevölkerung durch die Folgen der stalinistischen Deportation ums Leben. Nicht nur das Ausmaß des Sterbens, sondern auch seine Systematik sprechen dafür, dieses Verbrechen als Genozid zu bezeichnen.

Am 29. Februar meldete der sowjetische Volkskommissar Lawrenti Berija den Vollzug der Aktion an Stalin. Außer einigen wenigen Gruppen, die sich rechtzeitig in die im Februar bitterkalten und verschneiten Kaukasischen Berge geflüchtet hatten, war damit die gesamte tschetschenische und inguschische Bevölkerung innerhalb weniger Tage aus ihrer Heimat deportiert worden.

Innerhalb der Sowjetunion wurde die Deportation geheim gehalten. Zurückkehrende Soldaten der Roten Armee fanden 1945 oft erst vor Ort ihre Dörfer geleert vor und mussten erst mühsam herausfinden was mit ihren Familien geschehen war. Schließlich hatten tausende Tschetschenen und Inguschen in den Reihen der Roten Armee für Stalin gegen das Deutsche Reich gekämpft und damit einen wesentlichen Beitrag zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus geleistet.

Für Stalin zählte dieser Beitrag der nordkaukasischen Bevölkerung zum Kampf gegen den Faschismus jedoch nicht. Als Begründung für die Deportation wurde angegeben, dass sich die Tschetschenen und Inguschen „antisowjetisch“ verhalten hätten.
Der Vorwurf der Kollaboration mit den Deutschen – und damit auch mit den Österreichern, die unter deutscher Flagge für das nationalsozialistische Deutsche Reich gekämpft hatten, verbindet das Schicksal der Tschetschenen und Inguschen mit der österreichischen Geschichte.

Erst der Angriffskrieg, den unsere Vorfahren gegen die Sowjetunion geführt hatte, machte den bewaffneten Widerstand einiger tschetschenischer und inguschischer Gruppen zur Kollaboration mit dem Faschismus und lieferte damit Stalin den Vorwand für die Deportation der gesamten Bevölkerung.

Die Geschichte der Deportation, der wir heute gedenken, hat also auch mit der österreichischen und deutschen Geschichte zu tun.

Erst 1957 unterzeichnete Chruschtschow den Erlass „Über die Wiedereingliederung der Tschetscheno-Inguschischen Bevölkerung“, nach dem die Tschetschenen wieder in ihre Heimat zurückkehren durften.

Zwischen 1957 und 1959 kehrten etwa 200 000 Überlebende nach Tschetschenien zurück und fanden ihre verlassenen Häuser besetzt vor. Nicht erstaunlich, dass diese Situation zu Konflikten mit den oft unfreiwilligen «Besatzern» führte, von denen viele aus anderen Gebieten der Sowjetunion selber nach Tschetschenien umgesiedelt waren.

Mit der Deportation legte Stalin eine soziale und ethnische Zeitbombe.

Ein in der tschetschenischen Hauptstadt Grozny errichteter Gedenkort, der mit geschändeten Grabsteinen gestaltet worden war, wurde vom prorussischen tschetschenischen Regime vernichtet.

Auch jetzt soll wieder eines der größten Verbrechen begangen an der Bevölkerung Tschetscheniens verschwiegen werden.

Gedenken wir also heute gemeinsam mit den Nachkommen der Opfer der Deportation und geben den Verstorbenen wenigstens hier ein wenig ihrer verlorenen Würde zurück.

Eva Fahlbusch, Vindex – Schutz und Asyl

 

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Offener Brief der Tschetscheninnen und Tschetschenen Vorarlbergs

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Van der Bellen,
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz,
Sehr geehrter Herr Innenminister Kickl,
Sehr geehrte Regierungsverantwortliche,
Sehr geehrte Medien,

wir schreiben diesen Brief an Sie, weil wir mit großem Erschrecken miterleben mussten, dass am Dienstag, den 23. Januar insgesamt 31 Menschen aus der Russ. Föderation, darunter der Großteil Angehörige unseres Volkes, aus Österreich abgeschoben wurden. Wir schreiben diesen Brief aber auch, um zu der Sendung „Tschetschenen und Gewalt in Österreich – die große Diskussion“ auf Ö24.tv am 25. Januar Stellung zu beziehen.

Wir kennen natürlich nicht die Asylverfahren der betroffenen Personen. Wir wissen nur, so wie es vor allem nun von befreundeten ÖsterreicherInnen verbreitet wurde, dass die Familien und Einzelpersonen seit Jahren in Österreich waren, dass sie gut integriert waren, dass ihre Kinder fließend Deutsch gesprochen haben und zum Teil in Österreich geboren wurden und das Land, in das sie jetzt abgeschoben wurden, gar nicht kennen.

Wer sich auch nur ansatzweise mit der Politik des Landes aus dem wir geflohen sind beschäftigt, wer sich in seriösen Medien weltweit informiert -und das sollte man von Ihnen als politische Verantwortliche und Medienvertreter/-innen erwarten dürfen- weiß, welch geschundenes Volk wir sind, zu welchen Zwecken wir benutzt und missbraucht werden und welche Unwahrheiten über uns verbreitet werden!

Welche psychologischen und auch sonstige Folgen eine Abschiebung für uns -als bereits Geflüchtete- bedeutet, kann in seiner Gänze nur dann erfasst werden, wenn man sich ernsthaft mit der Situation in Tschetschenien auseinandersetzt. Welche Folgen dies für unsere Kinder hat, die inzwischen die deutsche Sprache besser als ihre Muttersprache beherrschen, die hier die meisten Jahre ihres kleinen Lebens verbracht haben, Freunde haben und verwurzelt sind, ist kinderpsychologisch betrachtet, ein neuerliches Trauma!

Viele Erwachsene werden trotz ihrer Ausbildungen und Erfahrungen, keine Möglichkeit haben diese in der Heimat einzusetzen, da man dort als ein Verräter des Vaterlandes gilt. Es sind individuelle Geschichten, die jeden hierhergeführt haben, und diese dann alle mit demselben Grund zurück zuschicken ist nicht menschlich und wird viele Leben zerstören.

Solange die Regierung in Tschetschenien nicht wechselt, können wir nicht zurück. Solange Kadyrow an der Macht ist, führt er Krieg gegen sein eigenes Volk. Wir wissen natürlich, dass Österreich gute Beziehungen und Verbindungen zu Russland pflegt. Erfüllt aber bitte nicht den Wunsch Russlands, uns zu opfern, uns zurück zu schicken.

Es mag sein, dass die jetzt abgeschobenen Menschen in ihren Einvernahmen nicht überzeugend genug ihre Asylgründe geschildert haben und sie daher den Genfer Flüchtlingsschutz nicht bekommen konnten.

Österreich hätte ihnen aber das geben können, wonach sie gesucht haben:

Ein Leben in (weitgehender) Sicherheit, einen Aufenthaltstitel aus humanitären Gründen.

Es wird immer wieder und wieder verbreitet, wir seien ein gefährliches Volk von Kämpfern mit einem besonders hohen Hang zu Gewalt und Kriminalität. Wir würden uns weder in die österreichische Gesellschaft eingliedern wollen, noch hätten wir ein besonderes Interesse daran arbeiten zu wollen. Wir werden beschrieben als ein Volk, das seine Frauen schlägt und unterdrückt und wir werden als religiöse Extremisten dargestellt.

Es stimmt, es gibt solche Menschen unter uns. Von rund 30.000 Tschetschenen und Tschetscheninnen, die in Österreich leben, sind laut der österreichischen Kriminalitätsstatistik 2015 insgesamt 3.008 Menschen aus der Russ. Föderation straffällig geworden. Wie hoch dabei die Anzahl dabei der TschetschenInnen ist, ist nicht ablesbar, da sie „in den Topf Russland“ geworfen werden.

Am 12. Januar 2018 schreibt der „kurier“ in einer Vorabveröffentlichung der Rohdaten der Kriminalstatistik Österreich für 2017:
„2017 wurden 20.100 Asylwerber als Verdächtige einer Straftat geführt. 2016 waren es noch 22.288. Damit ist die Zahl der tatverdächtigen Asylwerber um knapp zehn Prozent gesunken.
Die Gesamtzahl aller 2017 ermittelten Tatverdächtigen ist mit 270.279 nahezu gleichgeblieben (2016: 270.159). 105.741 Tatverdächtige waren keine Österreicher (39,1 Prozent, wie auch 2016).“ 

Auf „news.at“ ist am 25.02.2017 zu lesen:

„Schätzungen des Innenministeriums legen nahe, dass sich etwa 30.000 Tschetschenen in Österreich aufhalten. In keinem anderen westeuropäischen Land leben mehr als hier. Exakte Zahlen kann auch die Statistik Austria nicht liefern. Tschetschenen werden nämlich als Staatsbürger der Russischen Föderation geführt, dazu zählen neben Russen auch andere kaukasische Bevölkerungsgruppen. Ein Gewaltproblem ist aus der Kriminalstatistik nicht abzulesen. Es kann auch hier nur vermutet werden. Im Jahr 2015 waren von knapp 93.000 ausländischen Tatverdächtigen 3.008 Angehörige der Russischen Föderation. „Ich kenne keine Studie, wonach Tschetschenen feindlicher wären als andere Völker, und ich bin erstaunt, wie schlecht ihr Ruf hier ist. Diese pauschale Hetze habe ich woanders nie erlebt“, sagt Maynat Kurbanova.
Die 42-jährige Journalistin gilt seit ihrer Berichterstattung während der TschetschenienKriege als verfolgt und lebt im Wiener Exil: „Es ist nicht angenehm, Tschetschenin in Österreich zu sein.“

Wir sind also nicht krimineller, nicht gefährlicher, sondern bilden in der Statistik das Schlusslicht. Durch falsche Darstellung in den Medien und vor allem durch Regierungsmitglieder werden diese Zahlen aber aus dem Kontext gerissen und in der Öffentlichkeit so dargestellt, als seien wir eben mit Abstand „die Gefährlichsten“. Allein der reißerische Titel der Ö24Sendung „Tschetschenen und Gewalt in Österreich – die große Diskussion“ setzt schon mit den Eingangsworten „Gewalteskalation“ in den Köpfen der Bürger fest, dass man vor uns Angst haben muss.

Eingereiht in Profis, die vermutlich seit Jahrzehnten gewohnt sind, in der Öffentlichkeit nicht nur zu sprechen, sondern auch „das Recht Österreichs“ für sich in Anspruch nehmen, setzt man ein Kind von uns, dass sich weder an sein Geburtsland erinnern kann, noch die Repressalien, die uns bei einer Abschiebung erwarten, nachvollziehen kann. Vor allem kann ein einzelner Jugendlicher wie Adam Edelmurzaev nicht als Repräsentant der Tschetscheninnen und Tschetschenen Österreichs sprechen: Dazu ist er zu jung, zu unerfahren.

Wir fordern Sie als Innenminister Österreichs auf, die abgeschobenen Familien wieder zurück zu holen und dafür Sorge zu tragen, dass weder den Familien noch ihren in Tschetschenien wohnenden Angehörigen etwas zustößt und die österreichische Öffentlichkeit darüber zu informieren, wie es den Familien geht.

Wir fordern Sie ebenso als Innenminister auf, dass Asylverfahren fair und gerecht ablaufen, dass Tschetscheninnen und Tschetschenen weiterhin unter Österreichs Schutz leben dürfen, und dass Sie ihnen humanitären Schutz bieten.

Die österr. Politik hat sich uns gegenüber verändert, unsere Probleme, die wir „in unserem Rucksack“ mit uns tragen, wurden die ganzen Jahre zu wenig berücksichtigt: Man hat uns zwar Asyl gegeben, aber man hat uns zu wenig geholfen, mit den Narben des Krieges fertig zu werden, wir haben noch immer tiefe Wunden, die wir verarbeiten müssen.

Gerade Kinder und Jugendliche und ihre Probleme brauchen noch mehr Unterstützung, als sie bisher bekommen haben. Damit wir wirklich gute Mitglieder der österreichischen Gesellschaft werden können, brauchen wir mehr adäquate Hilfe und nicht noch wieder neue Ängste!

Wir fordern Sie auf, uns nach der den Artikeln 2 (Recht auf Leben), 3 (Verbot der Folter), 5 (Recht auf Freiheit und Sicherheit), 6 (Recht auf ein faires Verfahren), 8 (Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens), 9 (Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit) und 14 (Diskriminierungsverbot) der Menschenrechtserklärung zu achten und zu schützen.

Wir fordern die Medien auf, eine bessere, gerechtere und vor allem ehrliche Berichterstattung über unser Volk zu tätigen. Wir bitten darum, aufzuklären, was uns immer noch angetan wird. Wir bitten darum, auch über die positiven Integrationsbeispiele zu berichten. Wir bitten darum, dass Zahlen nicht exponiert herausgehoben werden, um falsche Meinungsbildung dadurch zu fördern und Angst vor uns zu schüren.

Wir bitten die Regierungsvertreter, uns zum Dialog einzuladen und uns bei unserem Bemühen, die Traumen des Krieges, die Beeinträchtigungen unserer verletzten Seelen, unsere Narben, zu heilen, zu unterstützen. Wir bitten darum, auch finanzielle Mittel bereit zu stellen, damit wir therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen können, wenn wir dies brauchen. Wir bitten die Regierung, mehr Aufklärung über unser Land, über die Gründe des Krieges, über die derzeitig dort herrschende Regierung und über uns als in Österreich lebende Bevölkerungsgruppe zu machen.

Wir bitten die österreichische Bevölkerung, uns als das zu nehmen, was wir sind: Menschen mit seelischen Narben aber auch mit dem Willen, uns mit diesen Narben in die Gesellschaft zu integrieren, uns konstruktiv und aktiv einzubringen, unseren Kindern eine gute Bildung und eine Zukunft in Frieden und Sicherheit zu ermöglichen, sie zu unterstützen.

Wir danken Österreich, dass es uns bisher Schutz geboten hat und wir bitten Österreich uns und unseren Kindern weiterhin die Hand zu reichen und uns bei unserem Bemühen, uns hier zu integrieren zu unterstützen.

Bregenz, den 04. Februar2018

Im Namen der Tschetscheninnen und Tschetschenen in Vorarlberg
verfasst durch:

„Tschetschenischer Kulturverein Bodensee“

ZVR-Zahl: 071514576

 

 

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Barkalla – Die TschetschenInnen in Vorarlberg sagen Danke

BARKALLA

Diese Fibel trägt den Namen Barkalla, das heißt tschetschenisch DANKE, gemeint ist damit „Danke für die Aufnahme in Vorarlberg“.
Mit diesem und geplanten Folge-Heftchen informieren wir über die tschetschenische Kultur, die in Vorarlberg lebenden TschetschenInnen, das Zusammenleben in Vorarlberg, den Alltag und die kreativen Projekte, Feste und Zusammenkünfte. Dabei muss vieles recherchiert und neu entdeckt werden. Jedes Heft soll ein Stück mehr Information bieten. Wissen bildet die Grundlage des Verstehens.
Das Projekt wurde initiiert vom Verein Aktion MitArbeit Vorarlberg, Land Vorarlberg und vom Verein Vindex – Schutz und Asyl unterstützt.

Hier können Sie den Link zu dem Heft herunterladen:

http://www.okay-line.at/file/656/barkalla-fitsch-foerderung-der-tschetscheninnen-in-vorarlberg.pdf

 

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Vindex wünscht allen Menschen Zeit für Frieden und Mitmenschlichkeit

Vindex geht nun in die Weihnachtspause und hat vom
22.12.2017 – 08.01.2018
geschlossen

Wir möchten uns bei all unseren UnterstützerInnen, all unseren HelferInnen und WohltäterInnen bedanken.
Wir haben ein volles, hartes, oftmals sehr trauriges Jahr hinter uns, aber wir haben auch viel Schönes erfahren, viel Herzlichkeit, viel menschliche Wärme und oftmals befreiendes Lachen mit Menschen aus aller Welt teilen können.

Viele Menschen haben unseren Rat und unsere Unterstützung gesucht, viele Menschen sind „einfach so“ auf einen Kaffee vorbei gekommen, viele sind gekommen, um ihren Dank auszudrücken.

Es zeigt, wie wichtig unser kleiner Ort der Menschlichkeit für viele ist.

Darüber freuen wir uns sehr, denn es zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Gerne schenken wir unser Tun und unser offenes Haus auch im nächsten Jahr.

Ausklingen lassen wollen wir das Jahr 2017 und einstimmen auf 2018 mit einem Gedicht von Illes Gyula:

Wie wir

Joszip, ein serbischer Gefangener hier am Hof
Sein Mund öffnet sich uns nur verständlich,
wenn er isst

Er isst, wie auch wir essen
Er isst und lacht, weil er es auch so kann.
Wir sind gleich!

Als Menschen, die die Suppe essen.
Und wir essen mit ihm, das ist unsere Antwort.

Er freut sich, nickt, er isst und freut sich
Als ob er damit sein Leben beschreibe: Einer nur,
von den Vielen – auch wie wir.

Und das ist so schön

 

In diesem Sinne wünschen wir Frohe Weihnachten und einen guten Start ins Neue Jahr

 

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Dieses Asylsystem ist grausam, es zerstört Menschen, Hoffnungen und das Recht auf ein menschenwürdiges Leben!

Ein Gastbeitrag von Andreas Toelke am 12.11.2017

Was vom Leben übrig bleibt… Ein Stapel Papiere, ein hastig getrunkener Kaffe und ein leerer Stuhl.
Er hat alles verloren. Das Haus in seiner Heimat ist zerstört. Ein Option zur Rückkehr gibt es nicht, er war in der Opposition gegen Assad aktiv.
Vor über zwei Jahren die Flucht. Frau und zwei Kinder bei den Eltern gelassen. Er ist in aus dem Krieg in den Krieg gezogen. Flucht, die noch weniger vorhersehbar ist, als der Terror zu Hause. Darum ziehen die Männer alleine los.
Alleine, in einem Schlauchboot über das Mittelmeer. Als Nichtschwimmer.
Irgendwann Deutschland. Wochenlang in Berlin auf der Strasse. Ein paar Cent, eine Telefonkarte vom Munde abgespart, um wenigstens ein Mal in der Woche mit der Familie sprechen zu können.
Asylverfahren – dauerte knapp zwei Jahre. Entscheidung: Syrer, subsidiärer Schutz – Familie darf nicht nach kommen.
Er hat angefangen zu kiffen, wurde von Tag zu Tag durchsichtiger, apathischer.
Als es in der Heimat absolut unerträglich wird, fliehen Frau und Kinder in die Türkei, sitzen in einem Camp, einem Container mit 24 Flüchtlingen, ohne Schule, ohne wirkliche medizinische Versorgung und mit Essen, das den Namen nicht verdient. Seit über einem Jahr.
Er kann nicht mehr. Er hält nicht mehr aus, seine Kinder grade mal auf Fotos aufwachsen zu sehen.
Er ist gegangen. In die Türkei. Zu seiner Familie. Er darf das nicht, die Klage gegen die Fehlentscheidung des Bundesamt für Migration läuft. Er darf die EU nicht verlassen, ist auf dem Weg nach Griechenland. Dann irgendwie in die Türkei. Vielleicht mit einem Schlauchboot. Als Nichtschwimmer.
Er bricht das Gesetz. Soll man ihn aufhalten? Und wie soll man ihn aufhalten? Mit einem Versprechen, dass man nicht halten kann? Alles wird gut – es ist nur eine Frage der Zeit, bis du deine Familie in den Arm nehmen kannst…
Er wird sie in den Arm nehmen. In einem Camp mit Ausgangssperre, in das er sich als Flüchtling aus Deutschland illegal einschmuggeln muss. In dem er nicht mal was zu Essen kriegt.
Er ist für seine Entscheidung verantwortlich. Ungefähr so, wie ein Kunstfehlerpatient, der stirbt und dem im Nachhinein vorgeworfen wird, er hätte sich ja nicht dem Gesundheitssystem ausliefern müssen. Ungefähr so, wie ein Unfallopfer im Strassenverkehr, der Schuld ist, von einem Betrunkenen angefahren worden zu sein.
Es sind nicht die Flüchtlinge „Schuld“, die hier verzweifeln. Es ist ein marodes, zynisches, menschverachtendes System mit einer überforderten, kaputtgesparten Bürokratie und Politikern, die keine „Angst“ vor Flüchtlingen haben müssen. Die haben ja keine Stimme.
Ich geh jetzt ne Runde heulen über einen verlorenen Freund und entschuldige mich für einen viel zu langen Post.

 

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Fluchtpunkt Ländle – Keine Abschiebung in Kriegsgebiete

Bitte unterstützen Sie die Aktion
„Fluchtpunkt Ländle – Keine Abschiebung in Kriegsgebiete“

Presse_Text zum 26.10.2017

Unterstützen Sie mit Ihrer Unterschrift (bitte Link anklicken)
Gegen Abschiebung 26.10.2017
und senden Sie an: aktiv@flucht-punkt-laendle.at
www.flucht-punkt-laendle.at

 

 

 

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Brauchen Iraker Asyl? – Symposium-Experten sagen einstimmig und eindeutig „JA“!

Das gestrige Symposium zum Thema „Warum Brauchen Iraker Asyl?“ im Theater KOSMOS in Bregenz war mit rund 80 interessierten TeilnehmerInnen gut besucht. Besondere Brisanz erhielt dieses Symposium auch durch den Umstand, dass während des Symposiums die ReferentInnen immer wieder Nachrichten über flüchtende Menschen aus Kirkuk und Sindschar ereilten.

Der Politikwissenschaftler und Irakexperte Dr. Thomas Schmidinger referierte eingangs über die allgemeine Lage im Irak, die Regierungsführung, politisch und religiös motivierte Milizgruppen, radikalislamistischen Terror und die Zersplitterung der Gesellschaft. Anschließend berichtete Dr. Mirza Dinnayi, Gründerin der „Luftbrücke Irak“, über die Verfolgung und systematische Vertreibung, Versklavung oder Ermordung religiöser Minderheiten wie Christen, Jesiden, Mandäer und weiterer Gruppierungen.
Die Politologin Soma Ahmad, Vorstandsmitglied der im Irak aktiven Menschenrechtsorganisation „Leeza“, beschrieb die Situation von Irakisch-Kurdistan und das derzeitige Risiko eines neuerlichen Bürgerkriegs, ausgelöst durch das Unabhängigkeitsreferendum.

Michael Genner von Asyl in Not konstatierte bei all den beschriebenen eindeutig lebensbedrohenden Gefahren für die Zivilbevölkerung ein klares Vorliegen der Voraussetzung zur Erteilung eines „subsidiären Schutzes“. Dies wird besonders auch durch die von Dr. Mirza Dinnayi plastisch beschriebene Unmöglichkeit sogenannter „innerstaatlicher Fluchtalternativen“ bekräftigt, welche für die verschiedenen irakischen Gruppen, unabhängig aus welcher Region sie stammen bzw. religiösen Richtung sie angehören.

Der „subsidiäre Schutz“ müsste nach Dafürhalten der ReferentInnen grundsätzlich JEDEM IRAKER, JEDER IRAKERIN, die es nach Europa geschafft haben, gewährt werden.
Sollten keine individuellen Gründe für den Schutz nach der Genfer Konvention vorliegen (also politisches Asyl als Konventionsstatus), dann müsse nach Art. 15 des Europ. Rates subsidiärer Schutz gewährt werden.

(Subsidiär Schutzberechtigte sind in der Europäischen Union mit Ausnahme von Großbritannien, Irland und Dänemark, Ausländer, denen – bei fehlender Flüchtlingseigenschaft im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention (Konventionsflüchtling) – nach Artikel 15 der Richtlinie 2011/95/EU (Qualifikationsrichtlinie) ein ernsthafter Schaden drohen würde, wenn sie in ihr Herkunftsland abgeschoben werden würden. Als ernsthafter Schaden im Sinne dieses Artikels gilt:

  • die Verhängung oder Vollstreckung der Todesstrafe
  • Folter oder unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung eines Antragstellers im Herkunftsland
  • eine ernsthafte individuelle Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit einer Zivilperson infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen bewaffneten Konflikts.)
    (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Subsidi%C3%A4r_Schutzberechtigter)

Moderatorin des Symposiums: Eva Fahlbusch, Geschäftsführerin Vindex – Schutz und Asyl

Plakate, Gestaltung und Buffet durch die „Gruppe Irak Vorarlberg

 

Umbrella March – Rede

 

 

 

 

 

 

 

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Warum brauchen Iraker Asyl? 5 Experten sprechen über das (Kriegs)Chaos im Irak

Montag, 16. Oktober um 18:30 Uhr
im Theater KOSMOS in Bregenz

Mariahilfstr. 29, 6900 Bregenz


Wie ist die Situation wirklich in Irak? Ist ein Ende des Kriegschaos, ein Ende des sog. „Islamischen Staates“ überhaupt absehbar? Was passiert mit Kurdistan? Gibt es innerstaatliche Fluchtalternativen? Warum flüchten Iraker/-innen trotz geschlossener Routen bis heute nach Europa? Warum kehren manche zurück?
Brauchen Iraker Asyl? Was bedeutet das für sie, was für uns?
Ein Symposium mit anschließender Publikumsdiskussion
Texte, Informationen und kleines Buffet von der
„Gruppe Irak“, ein Zusammenschluss von nach Vorarlberg geflüchteten Iraker/-innen, die in Österreich auf Asyl hoffen

Es diskutieren und sprechen über die Situation im Irak:

  • Mirza Dinnayi (Mossul, Irak), Deutschland
    Gründer der NGO „Luftbrücke Irak“
  • Michael Genner, Wien
    Obmann „Asyl in Not“, Träger des Menschenrechtspreises 2011
  • Soma Ahmad (Kirkuk, Irakisch-Kurdistan), Magistra der Politikwissenschaft und Arabistik an der Uni Wien und im Vorstand der im Irak aktiven Menschenrechtsorganisation „Leeza“
  • Thomas Schmidinger, Wien
    Politikwissenschaftler und Sozial- und Kulturanthropologe mit den Schwerpunkten Kurdistan, Jihadismus, Naher Osten und Internationale Politik
  • Dr. Kamel Zozo (Mossul, Irak), Deutschland
    Organisation von Hilfskonvois und humanitären Aktionen von Deutschland nach Irak
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„Du darfst tun, was du mit deinem Gewissen vereinbaren kannst. Wenn du nichts tust, musst du das auch mit deinem Gewissen vereinbaren. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“ (Konrad Lerch, Vorstandsmitglied von Vindex)

09. Aug. 2017

Konrad Lerch: „Wir brauchen Menschen, die sich engagieren.“

Warum engagieren sich Menschen freiwillig in der Flüchtlingshilfe? Was ist ihre Motivation und was raten sie Menschen, die auch ehrenamtlich aktiv werden wollen? Wir fragen nach. Heute: Konrad Lerch

Zeit zur Verfügung stellen

Etwas Sinnvolles mit der vielen Zeit anzufangen, die Konrad Lerch in der Pension zur Verfügung stand, hatte sich der frühere Geschäftsmann bald nach Beginn des Ruhestandes vorgenommen: „Ich hab von der Arbeit des Vereins Vindex erfahren, der sich die Förderung, Unterstützung und Integration von Konventionsflüchtlingen und asylsuchenden Menschen in Österreich zur Aufgabe gemacht hat, und beschloss eines Tages, hinzugehen und ihnen einfach meine Zeit anzubieten.“

Spendensammeln und eine Jobbörse

Doch es ist nicht nur Zeit, mit der Herr Lerch diesen Verein unterstützt, auch seine zahlreichen Kontakte zu Firmen entpuppten sich als äußerst hilfreich. Er begann Spenden zu sammeln und rief, gemeinsam mit Freunden, eine Jobbörse für geflüchtete Menschen ins Leben. „Es geht doch darum, dass diese oftmals sehr gut ausgebildeten Menschen keinerlei Möglichkeit für ein Praktikum, geschweige denn eine Arbeitsstelle haben, weil ihnen die Kontakte fehlen.“

Netzwerk nutzen

Mit Konrad Lerchs weitverzweigtem Netzwerk konnten bisher schon 16 Menschen vermittelt werden. Die Freunde, die gemeinsam als Türöffner fungieren, treffen sich einmal pro Monat, um diese so wichtige Unterstützung zu koordinieren.

Seit Herbst 2016 hilft der mehrfache Großvater den Geflüchteten zu Praktika zu kommen. „Damit hört unsere Arbeit aber nicht auf. Wir betreuen sowohl die Geflüchteten als auch die Firmen, wenn beide Ja sagen. Wir sind dann während des Praktikums durchaus sowas wie Mediatoren“, erzählt Konrad Lerch. Die Arbeit hört für die Ehrenamtlichen der Jobbörse erst auf, wenn es zu einer Anstellung kommt.

Die Stimmen der Geflüchteten hörbar machen

Für den 77-jährigen Bregenzer ist es besonders wichtig, dass in der ganzen Vereinsarbeit, bei der er mittlerweile zum Vorstand von Vindex gehört, auch die Stimmen der Geflüchteten gehört werden, um sie nicht in eine passive Rolle zu drängen. Wir brauchen Menschen, die sich engagieren“, ist Konrad Lerch überzeugt. Darüber hinaus sieht er die gegenwärtigen politischen Zustände als Herausforderung: „Gerade in einer Zeit, in der der Populismus erstarkt. Die österreichische Gesellschaft muss sich wehren und aufstehen.“

Gegen populistische Angstmache

Sein Engagement trifft trotz großer Zustimmung aus seinem persönlichen Umfeld nicht immer auf Verständnis. Immer wieder hört Herr Lerch, man solle die Flüchtlinge doch einfach sich selbst überlassen. „Man muss sich vor Augen halten, um wie viele Menschen es hier geht. Grad mal knapp 1% der Gesamtbevölkerung. Die Argumentationen gegen Flüchtlinge sind nichts anderes als populistische Angstmache“ so Herr Lerch.

Anteil am Schicksal anderer Menschen zu nehmen

„Wenn ich mir auch anschaue, was in Afghanistan passiert, ist das, was die Politik in Österreich mit dem Verzögern der Asyl-Interviews und den Abschiebungen tut, nichts anderes als zynisch.“ Gerade in Anbetracht der gegenwärtigen politischen Lage bleibt es für Konrad Lerch essentiell, Anteil am Schicksal anderer Menschen zu nehmen.

Konrad Lerchs Botschaft an alle, die sich freiwilliges Engagement überlegen: „Es ist ganz einfach: Du darfst tun, was du mit deinem Gewissen vereinbaren kannst. Wenn du nichts tust, musst du das auch mit deinem Gewissen vereinbaren. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“

https://www.sosmitmensch.at/konrad-lerch-wir-brauchen-menschen-die-sich-engagieren.
09.08.2017

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Spende für DARY – Mode

Wir -und vor allem die engagierten Frauen aus dem Qualifizierungsprojekt Nähwerkstatt- bedanken uns auf das Herzlichste für die großzügige Spende!

Sportler und Politiker aus Vorarlberg veranstalteten ein Fußballspiel zugunsten der Flüchtlingshilfe. Die VN (Vorarlberger Nachrichten) veranstalteten dieses Benefizspiel und entschieden, die stolze Summe über 2330,- Euro an die Frauen der Nähwerkstatt von Vindex zu spenden.
So können nun ein paar Nähmaschinen, Garne, Stoffe und weitere wichtige Anschaffungen zur Ausstattung der Nähwerkstatt getätigt werden.

Wir freuen uns sehr!

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