„Sind keine Konkurrenz zur Caritas“
von heidi rinke-jarosch
Ein junger Verein unterstützt Asylsuchende in rechtlichen und sozialen Belangen.
SCHWARZACH. Im April gründete Eva Fahlbusch den Verein „Vindex – Schutz und Asyl“. Die 53-jährige, in Lochau lebende Sozialpädagogin hat in diesem halben Jahr viel Schönes erlebt, wurde aber auch mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert.
Was hat sich seit der Vereinsgründung geändert?
EVA FAHLBUSCH: Ein Wechsel im Vorstand wurde vorgenommen. Ich bin nicht mehr Obfrau, sondern seit 1. Oktober Geschäftsführerin. Obmann ist jetzt der Schwarzacher Peter Mennel. Er fördert den Verein seit der ersten Stunde. Nicht verändert hat sich die gemischte Zusammensetzung des Vereins: Konventionsflüchtlinge, Asylsuchende und Einheimische.
Welche gesetzten Ziele hat Vindex bisher erreichen können?
EVA FAHLBUSCH: Wir haben die Vereinsstrukturen konsolidiert, neue Mitglieder gewonnen, einige Projekte umgesetzt und für ein Jahr eine Geschäftsführung installieren können.
Welche ist die größte Herausforderung für den Verein?
EVA FAHLBUSCH: Da wir unsere Dienste den Asylwerbern und Flüchtlingen kostenlos anbieten, sind wir dringend auf Spenden angewiesen. Die Suche nach größeren Sponsoren, die wir notwendig brauchen, um dem Verein eine längerfristige Struktur mit den notwendigen Rahmenbedingungen zu sichern, gestaltet sich bisher sehr zäh und wenig erfolgreich.
Wie viele Flüchtlinge haben bislang um Hilfe angesucht?
EVA FAHLBUSCH: Bisher haben wir 62 Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern beraten. Alleinstehende, unbegleitete Minderjährige, Paare, Familien. Flüchtlinge in allen Stadien: soeben ins Land gekommene, im laufenden Asylverfahren befindliche, abgelehnte und positiv beschiedene sowie Konventionsflüchtlinge.
Wie konnte Vindex bisher erfolgreich helfen?
EVA FAHLBUSCH: Einem alten Ehepaar, das zehn Jahre auf der Flucht war und eine lange Odyssee an Ländern und Asylanträgen hinter sich gebracht hatte, konnten wir zur Anerkennung des Flüchtlingsstatus verhelfen. Landesrat Schwärzler gab uns sein Wort, sich für „unsere“ pakistanischen Jugendlichen und die libanesische Familie aus Schruns einzusetzen. Er sicherte zu, dass keine Familie mit kleinen Kindern in Kriegs- oder Krisengebiete abgeschoben wird. Auch für eine Familie aus Tschetschenien hat er zugesichert, dass mögliche Lösungen für die Familie geprüft werden.
„Da wir unsere Dienste den Asylwerbern kostenlos anbieten, sind wir dringend auf Spenden angewiesen.“
EVA FAHLBUSCH
Helfen konnten wir einigen Flüchtlingen durch unsere Begleitung zu Einvernahmen. Zudem vermittelten wir eine junge Tschetschenin an die Kunstschule Liechtenstein und zwei tschetschenische Frauen ins Bildungshaus Batschuns, wo sie sich zur „Eltern-Kind“-Beraterin ausbilden lassen.
Worin unterscheidet sich die Arbeit von Vindex zu der der Caritas?
EVA FAHLBUSCH: Ein Unterschied zur Arbeit der Caritas besteht z. B. darin, dass Vindex Menschen nach negativem Aslybescheid unterstützt, während die Ressourcen und Aufträge der Caritas vor allem den Asylsuchenden von der Ankunft bis zum negativen Asylbescheid gelten. Aber klarstellen möchte ich, dass Vindex keine Konkurrenz zur Caritas ist. Wir betonen eher Gemeinsamkeiten.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Behörden?
EVA FAHLBUSCH: Leider sind oft Konfrontationen, klärende Fragen, Verhandlungen, Bitten und Forderungen die Hauptthemen, da es ja fast immer darum geht, Flüchtlinge und Asylsuchende in Anliegen zu unterstützen, die von den Behörden abgelehnt werden oder nicht zu erfüllen sind.
Aber neben frustrierenden Erfahrungen mit Behördenvertretern gibt es auch hoffnungsvolle und erfreuliche Erlebnisse. Ausgebaut werden muss sicher noch die behördliche Akzeptanz der Notwendigkeit einer Einrichtung wie Vindex, so wie es in anderen Bundesländern längst der Fall ist.
Vindex braucht Hilfe
Menschen und Firmen gesucht
Vindex sucht dringend Menschen und Firmen, die den Verein finanziell unterstützen.
www.vindex.or.at
Spendenkonto
Vindex – Schutz und Asyl e. V.
Raiffeisenbank BLZ 37439,
Kto: 3.827.284, BIC: RVVGAT2B439
IBAN: AT8637 4390 0003 827284
ZVR-Zahl: 395944510
Die Folgen von Dublin II
Die Geschäftsführerin des Vereins „Vindex – Schutz und Asyl“, Eva Fahlbusch, zählt „Dublin II“ zu den „schlimmsten Verbrechen gegen die Verantwortung der EU-Länder, die sich auf diese Weise an den Außengrenzen des Flüchtlingsproblems entledigen wollen“. Damit würden diese Länder dazu genötigt, auch zurückgewiesene Flüchtlinge wieder aufzunehmen. Zudem seien Menschen, die in der EU um Schutz und Hilfe flehen, Gewalt und Rassismus ausgeliefert. „Und Österreichs Innenministerin versucht, Flüchtlinge zu kriminalisieren, indem sie durch falsche Behauptungen Schlepperbanden aus ihnen machen möchte.“ Das Flüchtlingsgesetz gehöre dringend reformiert.
Publiziert in den Vorarlberger Nachrichten am 13. Oktober 2013